65. Jubiläum
Karl Kurz – ein Leben für den Reifen!
Unikat? Grand Senieur? Haudegen? Vordenker? Meister seines Fachs? Globetrotter? Macher? Schwäbischer Tüftler? Entrepeneur? Weichensteller? Visionär?
Irgendwie passt alles auf Karl Kurz – mit seinen 87 Jahren vereinigt er so viele Eigenschaften auf seine Person, wie kaum ein anderer in der Branche. 1955 – gerade mal 23 Jahre alt, legte er am Olgaeck mitten in der schwäbischen Landeshauptstadt den Grundstein für sein Kurz-Imperium – den Handel mit Karkassen und Gebrauchtreifen.
Schon sehr früh knüpfte er weltweite Verbindungen über Nord-, Süd- und Mittelamerika, Asien und Afrika. Die europäische Gemeinschaft war noch nicht geboren; Karl Kurz war von Anfang an der „geborene Europäer“. Durch diese enorme Offenheit schuf er sich unglaublich schnell eine hohe Fachkenntnis auf den Reifenmärkten dieser Welt.
Schnell etabliert
Sein Handel mit Karkassen und Gebrauchtreifen in Stuttgart blühte und schnell wurden die Räumlichkeiten zu klein. Anfang der 60ziger Jahre verlegte er den Firmensitz nach Leinfelden-Echterdingen.
Der rasche Anstieg der Motorisierung in Deutschland unterstützten sein Geschäft. Gogomobile, Prinz-NSU, VW-Käfer, DKWs und natürlich auch die schwäbischen Mercedes-Fahrzeuge wurden immer beliebter. Nach und nach konnte sich auch der Mittelstand sein eigenes Auto leisten und die Kundenanzahl wuchs rasant.
Über 30 Jahre prägte Karl Kurz den Reifenhandel in seiner Region. Verkaufen, neue Kunden gewinnen, das „G’schäft“ mit einer unglaublichen Energie vorantreiben, neue Ideen verwirklichen und dabei Kontakte aufbauen, die ein Leben lang hielten, das ist seine Passion.
An erster Stelle ist er immer Geschäftsmann und Unternehmer. Ende der 1980er Jahre wollten viele Unternehmen mit Reifen Geld verdienen. Der Fahrzeugbestand war mittlerweile so groß, dass es für viele Kfz-Meister ein lukratives Geschäft wurde. Die Reifenhändler schossen wie Pilze aus dem Boden und große Handelsketten entstanden, die dem Einzelhandel, das Leben schwer machten. Entsprechend hart wurde der Wettbewerb.
Schon seit längerer Zeit beschäftigte sich Karl Kurz auch mit dem Thema Karkassenhandel. Karkassen (Reifenunterbau) die seit den 1950ziger Jahren vorrangig für die Runderneuerung gebraucht wurden und Gebrauchtreifen, die in den Export gingen. Bis zum Beginn der 1990er Jahre wurden auch Pkw-Reifen runderneuert und die Karkasse war der wesentliche Grundstock. Erst mit dem Import von preiswerteren Neureifen, verlor die Pkw-Runderneuerung an Bedeutung. Damit wandelten sich diese Karkassen zum Altreifen und Karl Kurz erkannte frühzeitig, dass die Altreifenentsorgung ein Geschäftsmodell ist, dass lange Bestand haben kann. Denn – solange Autos auf Reifen fahren, fallen Altreifen an. Und jedes Jahr wurden es mehr.
Neustart
1989 mit 57 Jahren – da denken ganz viele schon an die Rente – startet Karl Kurz nochmals neu durch und baute sein Geschäftsmodell mit dem Umzug nach Wendlingen komplett um. Altreifen sind jetzt sein Hauptgeschäftsmodell und zwar von Anfang an mit dem besonderen Fokus auf die Nachhaltigkeit. Halbe Sachen sind nicht seine Sache – entweder ganz oder gar nicht. Natürlich helfen ihm bei dem neuen Geschäftsmodell seine weltweiten Verbindungen. Über die Jahre hat er sich ein Netzwerk aufgebaut, das Seinesgleichen sucht. Er kennt „Gott und die Welt“ und das kam dem Altreifengeschäft zu Gute.
Mit 68 Jahren übernimmt er 1997 das 16.000 qm große Firmengelände und einige Mitarbeiter von Gummi-Mayer in Landau und erweitert mit diesem zweiten Standort seinen Wirkungskreis. Das Altreifenentsorgungsgeschäft wächst erfolgreich und mit dem Standort in Landau kann er die Altreifen in handtellergroße Stücke schreddern.
Die Branche ist ihm wichtig und er sucht nach einem Nachfolger
Gleichzeitig engagiert sich Karl Kurz im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) und gründet gemeinsam mit dem damaligen BRV-Geschäftsführer Peter Hülzer den Arbeitskreis Altreifenentsorger im BRV. Dieser Arbeitskreis setzt sich nachhaltig für das Thema Zertifizierung ein und setzt die strengeren Rahmenbedingungen gemeinsam mit anderen Entsorgern fest. 2003 erfolgt für KURZ die erste Zertifizierung. Gleichzeitig investiert Karl Kurz in eine neue leistungsfähigere Schredderanlage.
Ein Thema umtreibt den agilen Unternehmer: Wer führt mein „G’schäft“ weiter. Mit 75 Jahren sucht er fieberhaft nach einem Nachfolger; eine seiner schwersten Missionen, die ihm auch nicht auf Anhieb gelingt. Seine Versuche einen Nachfolger gleichen Kalibers zu finden, scheitern. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, das Unternehmen zu erweitern und zu vergrößern. 2007 wechselt das Lager in Landau auf ein größeres Grundstück. Ab Mitte des gleichen Jahres verstärkt seine Enkeltochter – Hanna Schöberl –das Team und entlastet ihren Großvater wo es nur geht. Das Unternehmen wächst weiter und gedeiht – laufend werden weitere Bagger, Abrollcontainer und Container-Fahrzeuge angeschafft, so dass die große Menge an Altreifen bewältigt werden kann – parallel wächst die logistische Kompetenz. Das „Eigengewächs“ Hanna Schöberl hat sich in zwei Jahren eingearbeitet und behauptet und erhält die Prokura.
2012 feierte Karl Kurz seinen 80. Geburtstag. Im gleichen Jahr wurde das Firmengelände in Landau auf 25.000 qm vergrößert und ein Jahr später verdoppelt er das Werksgelände in Wendlingen. Bei allerbester Gesundheit und noch immer sehr aktiv im Unternehmen feiert er 2015 das 60jährige Firmenjubiläum.
Durch die veränderte Situation auf dem Altreifenmarkt setzt sich Karl Kurz engagiert für die Gründung einer Brancheninitiative ein. Unter seiner Federführung, mit den guten Kontakten und dem BRV Geschäftsführer Peter Hülzer gelingt es ihm die wichtigsten und großen Altreifenentsorger auf der NUFAM in Karlsruhe an einen Tisch zu holen. Seine Vision, es gibt nur zertifizierte Altreifenentsorger die nachhaltig und umweltgerecht mit dem Sekundärrohstoff Altreifen umgehen, hat sich noch nicht ganz erfüllt, aber mit der Initiative ZARE (Zertifizierte Altreifen-Entsorger) ist er gemeinsam mit vielen anderen Entsorgern auf einem guten Weg.
2017 ernennt er seine Enkeltochter Hanna Schöberl zur Geschäftsführerin, die sich in den vergangenen zehn Jahren bei ihrem Großvater das Rüstzeug für das Altreifengeschäft geholt hat.